Auf dem Weg der Lebensmittel von den Feldern der LandwirtInnen, Bauern und Bäuerinnen zu den KonsumentInnen durchlaufen sie verschiedene Stationen und unterschiedliche Kanäle der Verteilung. Einen kritischen Blick auf das bestehende globalisierte, neoliberale Lebensmittelversorgungssystem warf die Forscherin Sandra Karner vom Interdisziplinären Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur in Graz, die mit ihren transdisziplinären Zugang in nachhaltige und inklusive Lebensmittel(versorgungs)systeme beforscht. Dabei geht sie vor allem auf die Distributions- und Vermarktungswege ein, die von regionaler Bedeutung sind und vielfach auch einen gesellschaftspolitischen Anspruch im Sinne der Ernährungssouveränität verfolgen. „Ernährungssouveränität ist das Recht auf gesunde und kulturell angepasste Nahrung, nachhaltig und unter Achtung der Umwelt hergestellt. Sie ist das Recht auf Schutz vor schädlicher Ernährung. Sie ist das Recht der Bevölkerung, ihre Ernährung und Landwirtschaft selbst zu bestimmen” (Deklaration für Ernährungssouveränität).
Sandra Karner bezog sich bei den Beispielen auf die Idee der “Re-lokalisierung”, die Rückbindung in bestimmten geographischen Raum (“Regionalität”), zur Natur (z.B. lokalspezifische Sorten) und auf regionale Wirtschaftskreisläufe, die Koppelung mit sozialen Strukturen und integrierte territorial ausgerichtete Steuerung durch neue Formen von Kooperationen (Solidarische Formen), die Local Food Systems oder Alternative Agro-Food Networks (AFN) genannt werden.
Hierzu gehören einerseits Vermarktungsgemeinschaften oder neue Formen der Wirtschaftskooperaton, z.B. ALMO, andererseits von der Zivilgesellschaft ausgehende Ansätze der Prosumer (z.B. eigener Lebensmittelanbau) oder Nosumer (KonsumverweigererInnen). KonsumentInnen werden zu Ceatizens. Gemeinschaftsgärten, Foodcoops (Einkaufsgemeinschaften) oder Solidarische Landwirtschaften (SoLaWi, oder Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft: GeLaWi, oder Community Supported Agriculture: CSA). Letztere gibt es in verschiedenen Ausformungen, die aber gemeinsam haben, dass ein Ernteanteil und nicht einzelne Produkte von KonsumentInnen erworben werden – zudem werden die KonsumentInnen aktiv in den Landwirtschaftsbetrieb eingebunden (Feste, Unkraut jäten, …).
Neben den Verteilsystemen gehören auch Governance-Formen zu den AFN. Hierfür sind sogenannte Ernährungsräte/-strategien (Toronto, NYC, BRISTOL; Berlin; Wien, Innsbruck, Graz) als Beispiel zu nennen, welche verschiedene AkteurInnen, die mit Ernährung- und Landwirtschaft zu tun haben, zusammenbringen, um inklusive und nachhaltige Lebensmittelsysteme zu realisieren: private wie öffentliche, unternehmerische wie verwalterische wie zivilgesellschaftliche zu Themen wie Lebensmittelanbau, -verteilung und -konsum, Gesundheit, Integration uvm.
Als Beispiel für die Bündelung verschiedene Initiativen für Ernährungssouveränität wurde das Transition (Town) Movement genannt, dessen Grazer Vertreterin, Transition Graz, auch das Symposium mit organisierte.
Als nächstes steht bezogen auf Graz die Mitwirkung am EU-Projekt fit4food2030 an, bei dem ein Food-Lab durchgeführt wird.